Der Fachkräftemangel ist nicht nur eine lokale Angelegenheit, sondern ein weit verbreitetes Problem, das Branchen auf der ganzen Welt betrifft. Der demografische Wandel und der intensive globale Wettbewerb machen es zu einer großen Herausforderung, geeignete Bewerber zu finden. In einigen Ländern sind die Gehaltsvorstellungen enorm hoch. Dies führt dazu, dass die Unternehmen in einem harten Wettbewerb um die besten Bewerber stehen. In anderen Märkten gibt es zwar viele Arbeitssuchende, diese bringen aber geringes Fachwissen mit. Es gibt auch Länder mit einer alternden Bevölkerung, in denen die berufliche Mobilität gering ist und geeignete Bewerber schwer zu finden sind. Es existiert jedoch eine Lösung, die diese Belastung lindern kann: die Standardisierung.
Grundsätzlich bremst der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften die wirtschaftliche Entwicklung. Unternehmen auf der ganzen Welt haben Schwierigkeiten, Wachstumschancen zu ergreifen, und andere kämpfen mit dem Wettbewerb auf einem arbeitnehmerorientierten Markt. Darüber hinaus führt der anhaltende Fachkräftemangel zu einem erhöhten Arbeitsdruck auf die vorhandenen Mitarbeiter, der sich negativ auf Qualität, Innovation, Kreativität und Motivation auswirkt. So entsteht ein Teufelskreis aus überlastetem Personal, verminderten Leistungen und gebremstem Fortschritt.
Die Dynamik des globalen Arbeitsmarktes erschwert diese Problematik zusätzlich. Die Kosten für qualifiziertes Personal schießen in die Höhe, angetrieben durch einen arbeitnehmerfreundlichen Markt. Kandidaten mit hohem Potenzial sind zunehmend mobil und suchen nach Möglichkeiten, die nicht nur ihrem Wissensniveau entsprechen, sondern auch mehr berufliche Zufriedenheit und Flexibilität bieten als je zuvor.
Dies ist sicherlich im Technologiebereich der Fall, aber wir beobachten dieses Phänomen auch in den Branchen, die COPA-DATA bedient, wie z. B. Maschinenbau, Produktion und Energie. Wir erleben sogar, dass Projekte nicht begonnen werden können, weil es einfach nicht genug Personal gibt, und wir haben von Sachschäden gehört, die durch Personalmangel entstanden sind.
Software-Tools werden seit langem als mögliche Lösung für den Arbeitskräftemangel gepriesen. Mit dem Versprechen, die Datenerfassung zu optimieren, die menschliche Entscheidungsfindung zu verbessern und Automatisierung anzuwenden, kann intelligente Software theoretisch den Verwaltungsaufwand verringern und die betriebliche Effizienz steigern.
Die Realität bleibt jedoch oft hinter diesem Ideal zurück. Viele digitale Tools, die vorgeben, Abläufe zu rationalisieren, arbeiten in Silos, mit begrenzten Kommunikationsprotokollen oder ausschließlich mit proprietärer Hardware. Diese Isolierung führt zu Ineffizienzen, da Systeme, die eigentlich zusammenarbeiten sollten, am Ende unverbunden, isoliert oder abgeschottet arbeiten.
Hinzu kommt, dass der Markt von digitalen Werkzeugen überschwemmt wird, die jeweils eine andere Sprache sprechen oder unterschiedliche Kommunikationsprotokolle verwenden. Diese Flut an Technologien erfordert erhebliche Investitionen in Personal, um die unterschiedlichen Daten und Erkenntnisse, die diese Systeme generieren, zu navigieren und zu harmonisieren. Dies wiederum verdeutlicht das Qualifikationsproblem. Könnte die Standardisierung dieses Problem lösen?
Im Bereich der Software bezieht sich die Standardisierung auf die Einführung einheitlicher Protokolle, Schnittstellen und Verfahren, die die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen gewährleisten. Durch die Festlegung gemeinsamer Standards können Unternehmen Softwareanwendungen integrieren, so dass sie miteinander kommunizieren und Daten gemeinsam nutzen können. Dies verringert die Komplexität und beseitigt die Ineffizienz der Verwaltung unterschiedlicher Systeme.
COPA-DATA verfolgt seit langem die standardisierte Methode der Softwareentwicklung. Die Software-Plattform zenon wurde vor über drei Jahrzehnten mit einem hardware-agnostischen Ansatz entwickelt und umfasst heute über 300 native Kommunikationsprotokolle. Dies ermöglicht die Kommunikation von Systemen aller Altersgruppen, Hersteller und Protokolle. In jüngster Zeit ist unser Team mit der Einführung des MTP-Standards (Module Type Package) noch einen Schritt weiter gegangen.
MTP ist die branchen- und herstellerübergreifende Standardisierung der Schnittstellen der verschiedenen Maschinenteile, die ein Modul bilden. Die Grundvoraussetzung für eine modulare Produktion sind einheitliche Informationsbeschreibungen für diese sogenannten Module. MTP ermöglicht dies, indem es eine Produktionslinie oder die Infrastruktur einer Industrieanlage in kleinere Einheiten zerlegt. Dadurch, dass alle Einheiten die gleiche Sprache sprechen, unterstützt diese Methode die Austauschbarkeit.
In der Praxis bedeutet dies, dass die Unternehmen flexibler und anpassungsfähiger werden. Die für komplexe Produktionseinrichtungen erforderliche Programmierzeit wird erheblich verkürzt, so dass die Markteinführung schneller erfolgen kann. Für viele Industriezweige bietet dies auch die Möglichkeit, in der Kleinserienfertigung zu experimentieren, ohne dass die Mitarbeiter einen großen technischen Aufwand betreiben müssen. Daher auch der Name "Plug-and-produce".
Die Vorteile der Standardisierung für Unternehmen liegen auf der Hand, aber wie passen die Arbeitnehmer in dieses Modell?
Für die Mitarbeiter verringert die Standardisierung den Bedarf an umfangreichen Schulungen und Umschulungen für verschiedene Systeme. Es ist so, als würde man ein Paar fertige Turnschuhe kaufen, anstatt einen Schuster mit der Anfertigung individueller Schuhe zu beauftragen. Es geht viel schneller, ist effizienter und vor allem wissen die Mitarbeiter genau, was sie erwartet.
Durch diese Standardisierung wird sichergestellt, dass sich die qualifiziertesten Mitarbeiter auf die Bereiche konzentrieren können, in denen sie den größten Wert schaffen. Es entfällt die Notwendigkeit komplexer Schulungen für mehrere Systeme und spart wertvolle Zeit und Ressourcen.
Ironischerweise kann die Standardisierung auch zu mehr Kreativität in den Entwicklungsteams führen. Indem sie dafür sorgt, dass Routineaufgaben effizienter erledigt werden können, setzt sie Ressourcen für Innovationen frei. Die Standardisierung unterstützt die Effizienz und den Durchsatz der Massenproduktion von Turnschuhen und gibt den Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre handwerklichen Fähigkeiten einzusetzen.
Die Weltwirtschaft kämpft weiterhin mit einem gravierenden Fachkräftemangel, aber die Standardisierung kann eine Lösung bieten. Durch die Einführung standardisierter Softwareprotokolle und -schnittstellen können Unternehmen die Versprechen einlösen, die Unternehmenssoftware seit langem gibt: Sie entlasten ihre Mitarbeiter, steigern die betriebliche Effizienz und schaffen Raum für Innovationen.
Immer noch lesenswert: unser Kundenmagazin Information Unlimited, Ausgabe 39 zum Thema Standardisierung.
Lesen Sie auch unseren englischen Originaltext Solving the skills shortage with standardization.