Sustainability column: den Wandel annehmen

Das Leben künftiger Generationen hängt davon ab, wie effektiv wir den Übergang in eine klimaneutrale Welt gestalten. In diesem Artikel möchte ich auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren für das Erreichen dieses Ziels eingehen, darunter eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Wandel, neue Erwartungen an Softwaretechnologien und ein besseres Verständnis der menschlichen Natur.
Sustainability column: den Wandel annehmen
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Die Herausforderung des Wandels

Letzten Sommer fuhr ich mit dem Zug nach Zürich. Die Fahrt führte mich durch die wunderschöne Landschaft der Alpen. Steinige Gipfel, grüne Wälder, blau glitzernde Flüsse und friedliche Seen – der Anblick war magisch. Einige Fahrgäste setzten sich zu mir in den Waggon. Als der Zug ein enges Tal erreichte, zog plötzlich ein Sturm auf. Die Bäume bogen sich im Wind, Regen prasselte an unsere Fenster – und wir waren froh, im Trockenen zu sitzen.

„So sieht der Klimawandel aus“, rief einer meiner Mitreisenden. Es war der Beginn einer Unterhaltung, bei der alle etwas zu sagen hatten. Ich hörte Besorgnis über die katastrophalen Wetterereignisse der letzten Zeit, bei uns und in weiter Ferne, aber auch Kritik an den „egoistischen Menschen“. Und Resignation war zu vernehmen: „Ich kann nichts gegen den Klimawandel machen!“ oder „Ich kann es nicht mehr hören!“ – eine Gegenmeinung zu der Vorstellung, dass „jeder etwas tun, dazulernen und einen Beitrag leisten kann“.

Unterschiedliche Auffassungen sind normal, aber das Gespräch entwickelte sich weiter und wurde unerwartet polarisierend. Die Emotionen kochten hoch ... Bis sich nach einer Weile das Wetter erneut änderte. Unter ein paar sanft wärmenden Sonnenstrahlen zeichneten sich wieder farbige Bergkanten ab, der Himmel wurde blau – und wir nachdenklicher. Es liegt auf der Hand, dass wir alle unsere Anstrengungen und Fähigkeiten bündeln müssen, um eine bessere Welt zu schaffen, für uns selbst und für künftige Generationen. Wir müssen die durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren. Aber warum ist es so schwierig, diesen Wandel gemeinsam voranzutreiben?

Die Perspektive der Neurowissenschaft ist hilfreich. In seinem kürzlich erschienenen Buch erklärt Prof. Stefan Kölsch, wie sich das vom Unterbewusstsein gesteuerte Verhalten der Menschen über Hunderttausende von Jahren hinweg entwickelt hat. Es ist geprägt von der jüngeren Vergangenheit und den Erfahrungen aus der Kindheit. Auch wenn sie sich weiterentwickelt haben, um vor allem in lebensbedrohlichen Situationen die Kontrolle zu übernehmen, beeinflussen Überlebensmechanismen unser Verhalten öfter, als wir denken. Unbewusst kann die Angst, den Status quo zu verlieren, schnelle, emotionale und unlogische Reaktionen auslösen. Bei sehr vielen Menschen beeinträchtigt die ständige Auseinandersetzung mit der Klimakrise die Wahrnehmung der Realität; das hemmt die Kreativität und führt zu negativen Denkmustern. 

Wie sollten wir mit dieser „dunklen Seite“ unseres Gehirns umgehen Neurowissenschaftler haben gezeigt, dass wir heute dringend mehr Einfühlungsvermögen, Reflexion und Zielstrebigkeit in unserem täglichen Leben brauchen. Wir müssen bewusster in unserem Verhalten sein und dafür sorgen, dass niemand zurückgelassen wird. Sicherlich kein leichtes Unterfangen! Höchste Zeit, ein Vorbild für den Wandel in Richtung Klimaneutralität kennenzulernen!

Eine Leidenschaft für den Wandel

Letzten Herbst nahm ich an verschiedenen Veranstaltungen der Klimawoche in New York teil. Es ist immer eine tolle Erfahrung, so viele Leute aus allen Bereichen der Gesellschaft rund um den Globus zu treffen, die sich für Klimaschutz engagieren – von privaten Unternehmen über öffentliche Einrichtungen bis hin zur Politik. Bei einer Veranstaltung im Jacob Javits Convention Center lernte ich eines Morgens Mary kennen, Nachhaltigkeitsmanagerin in einem Fertigungsunternehmen. Man konnte ihren Enthusiasmus schon fast greifen, wenn sie von ihren Aufgaben erzählte. Wir stellten fest, dass wir den gleichen Fußweg zu den Büros des Weltwirtschaftsforums hatten. Auf dem quadratisch angelegten Stadtplan von Manhattan war er leicht zu finden. Unterwegs wurde ich neugierig und wollte mehr über die Transformation wissen, für die Mary zuständig war. Mary erklärte mir die Reise, auf die sich ihr Unternehmen begeben hat. Ein wichtiger Meilenstein stand kurz bevor: die öffentliche Verpflichtung zur Dekarbonisierung auf der Plattform der Science Based Targets initiative (SBTi). Sie ging davon aus, dass alles reibungslos klappen würde.

„Was macht Sie so optimistisch?“, fragte ich. „Wir haben eine gute Abstimmung mit unseren Stakeholdern erreicht. Und genau wie die digitale Transformation schaffen wir jetzt auch die grüne Transformation.“ Marys Erfolgsrezept? Es braucht viele Ideen zur Reduzierung der CO₂-Emissionen, und zwar auf jeder Organisationsebene. Mit einem grünen Mindset streben wir nach Produkt- und Prozessinnovationen und gewinnen so Flexibilität in der gesamten Wertschöpfungskette. Wir müssen die Produktionseffizienz weiter kontinuierlich maximieren. Und wir müssen die volle Verantwortung für die Energieflüsse in der gesamten Anlage übernehmen, Prozesse elektrifizieren, in erneuerbare Ressourcen investieren und die Realität mit anderen Augen sehen.

Bei der Führung besteht eine der größten Herausforderungen darin, Einwände des eigenen Teams zu verstehen und zu entkräften. Diese beruhen nämlich nicht immer auf Logik, sondern oft auf Emotionen und der „Angst vor Veränderungen“. Ihre Schilderungen erinnerten mich an meine stürmische Fahrt nach Zürich. „Wir werden von Tag zu Tag besser“, erklärte Mary zuversichtlich. „Wir wollen Klimaneutralität schon früher als 2050 erreichen und haben deshalb Meilensteine auf dem Weg dorthin definiert, die wir für machbar halten. In den nächsten Jahren werden wir unseren CO2-Fußabdruck deutlich verringern!“

„Wie gut können Sie die nächsten 20 Jahre vorhersagen?“, wollte ich wissen.
„Absolute Kontrolle ist nicht möglich“, räumte Mary ein. „Aber man kann die Erfahrungen des Teams nutzen und von anderen Unternehmen lernen. Und während die Pläne Gestalt annehmen, findet man auch heraus, welche Fähigkeiten im Unternehmen vorhanden sind und welche Instrumente noch benötigt werden.“

Im Bryant Park, einer wunderschönen grünen Oase mitten in Manhattan, machten Mary und ich eine kurze Pause. Wir setzten uns auf eine Bank, um die hübsche Architektur des Grace Buildings zu bewundern. „Mary, Sie haben die digitale Transformation in einem Atemzug mit der grünen Transformation erwähnt. Verfolgt Ihr Unternehmen hier einen doppelten Ansatz?“ 

Die Antwort kam prompt: „Meiner Meinung nach sind Investitionen in Digitalisierung nur sinnvoll, wenn das Mindset dabei nachhaltig ist. Aber ist das nicht Ihr Kerngeschäft, Emilian?“

Das stimmte und ich konnte meine Begeisterung für die Entwicklung von Automatisierungs- und Digitalisierungstechnologien, die Menschen bei ihrer Transformation helfen, nicht verbergen. „Was sind Ihre Erfahrungen aus dieser ,twin transition‘ ?“, bohrte ich nach. Mary hielt kurz inne, um nachzudenken. „Dank meiner früheren Tätigkeit im Fertigungsbereich verstehe ich die Herausforderungen unserer Spezialisten für Automatisierung und IT. Wenn wir über unsere Nachhaltigkeitsinitiativen sprechen, sagen sie, dass wir mit dem richtigen Budget diese Hürden aus dem Weg räumen können. Dann sehe ich, wie sie mit allen möglichen Altsystemen zu kämpfen haben, die nicht für diese Doppeltransformation konzipiert sind.“

Mary hatte viele Beispiele parat: zu starre Strukturen – und zwar nicht nur, wenn man etwas Neues produzieren, Verpackungen ersetzen oder Prozesse anpassen will, sondern sogar dann, wenn bestehende Maschinen repariert werden sollen. Es dauert zu lange, um Fertigungsanlagen mit anderen digitalen Systemen zu integrieren und gute Daten für ein besseres Verständnis und die öffentliche Berichterstattung zu erhalten. Es gibt zu wenig Leute, die Lösungen für neue Wege zur Dekarbonisierung und Senkung des Energieverbrauchs programmieren können. Es ist zu kompliziert, mehr Kollegen Zugriff auf die benötigten Informationen zu geben. Es gibt zu viele Abhängigkeiten in den Hardware- und Softwarepaketen, um sie einfach zu modernisieren, wenn ein Element veraltet ist. Auch die Cybersicherheit
sollte weniger kompliziert werden. Mary abschließend: „Ich denke, wir müssen bei der Implementierung von Technologien und Lösungskonzepten unsere agile Reise in Richtung Klimaneutralität im Auge behalten, statt einfach nur großzügig Mittel für alle möglichen Aufwendungen einzuplanen.“

Software für den Wandel

Auf dieser New Yorker Parkbank war ich dankbar für all die interessanten Ausführungen über die laufende Transformation in Marys Unternehmen. Eine schwierige, aber gleichzeitig auch sehr lohnende Reise. Den Rest unseres Spaziergangs verbrachten wir mit einer Diskussion darüber, wie man den Wandel in einer Fertigungsanlage schafft. Menschen sind immer essenziell. Neurowissenschaftlern zufolge hilft es, die Natur unseres Gehirns mit seinen systemischen Komponenten und Funktionen zu verstehen. Ein Team zu führen bedeutet, Ziele, Hoffnungen, Ängste, Frustration, Persönlichkeiten und vieles mehr ernst zu nehmen. Je bewusster wir in unserem Verhalten sind, desto leichter verstehen wir, wie wir effektiver zusammenarbeiten können, um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen.

Gleichzeitig müssen wir unsere Denkweise in Bezug auf die Fertigungsinfrastruktur, die Maschinen, die Anlagen und ihre Komponenten und Funktionen weiterentwickeln. Wie können wir mit ihren menschenähnlichen „Unzulänglichkeiten“, wie Sturheit, Kommunikationsprobleme, fehlendes Wachstumsdenken oder Unwirtschaftlichkeit, umgehen?

Mary und ich kamen zu der offensichtlichen Antwort, dass Industriesoftware nicht nur entscheidend ist, sondern einen noch höheren Stellenwert einnehmen sollte. Vom Programmcode einer Maschine bis hin zu größeren Anlagenlösungen, die on-premise oder in der Cloud laufen, kann Software die verschiedenen Fertigungssysteme „zum Leben erwecken“, „ihre Gehirnströme steuern“ und sogar „ihren Charakter beeinflussen“. Im Zusammenhang mit der „twin transition“ sollten wir Industriesoftware in einem neuen Licht betrachten. Am Ziel angekommen, betonte Mary noch: „Es ist wichtig, die Grundlagen der Entwicklung zu definieren, damit eine IT-OT-Software eine transformative Wirkung entfalten kann!“

Sind Sie neugierig, zu welchen Schlussfolgerungen wir gekommen sind?

Hier ist eine kurze Zusammenfassung der drei grundlegenden Aspekte von IT-OT-Software, die unserer kollektiven „twin transition“ zum Erfolg verhelfen können.

  1. Unterstützung der Mitarbeitenden bei ihrer Umsetzung des Dekarbonisierungsplans. Dazu braucht es Werkzeuge und umfassende Erfahrung für Situationsbewusstsein in Echtzeit, Steuerung und Anpassung von Prozessen, Entwicklung neuer Produkte, Erzeugung erneuerbarer Energien und Materialien, ganzheitliche Verwaltung von Energieströmen, Unterstützung von Innovationen bei der Optimierung von Produktionseffizienz und Materialverbrauch, Nutzung des Potenzials von Daten bei Analysen, Berichterstattung und weiteren Technologien.
  2. Umfassende Unterstützung für die schlanke Implementierung von Industrielösungen rund um flexible Automatisierung, robuste Dateninfrastruktur, weniger Know-how und Engineering-Aufwand, Agilität vom Proof of Concept bis zum Roll-out, interdisziplinäre Lösungsansätze, einfache Integration in das digitale Ökosystem.
  3. Sicherstellung einer zukunftsorientierten technologischen Grundlage – und zwar von Anfang an. Dazu gehören Aspekte wie Produkt- und Lösungslebenszyklus, Interoperabilität, Standardisierung, Modularität, integrierte IT-OT- Architekturen, Cybersicherheit.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann sind Sie jetzt dran. Was sind Ihre Gedanken über die wichtigen Schritte zur Umsetzung der notwendigen „twin transition“? Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie die Softwareplattform zenon Sie bei diesen Zielen unterstützen kann, kommen Sie gerne auf uns zu. Gemeinsam gehen wir den nächsten Schritt in Richtung Zukunft. Lernen Sie mehr über unsere Sustainability Solutions.